/ November 23, 2023/ Aktuelles, Science

Vergeben ja! Vergessen nie!

Drei Stahlstelen in Erinnerung an die jüdischen Pogrome mit Oberstufenschülern enthüllt

Am 9. November 2023 wurden auf Initiative der Stadtgemeinde Zwettl anlässlich des 85. Jahrestages der Novemberpogrome im Deutschen Reich neben der Johanneskapelle drei Stahlsäulen enthüllt. Der Zwettler Künstler und ehemalige Schmiedemeister Friedrich Fürst erinnerte in seinem Kunstwerk mit einem Informationstext, mit einer alten jüdischen Weisheit („Das Geheimnis der Versöhnung heißt Erinnerung“) sowie mit den eingravierten Namen der 21 verschleppten jüdischen Zwettler Bürger an jenes düstere Kapitel der nationalsozialistischen Terrorherrschaft in unserem Land. Die Namensnennung der 21 betroffenen jüdischen Bürger aus der Gemeinde Zwettl durch von Prof. Kathrin Fichtinger ausgewählte Oberstufenschüler unseres Gymnasiums sowie die anschließende Gedenkminute war für alle Anwesenden sehr berührend. Der zweite Teil der Veranstaltung fand dann im großen Sitzungssaal des Stadtamtes statt. In ihren Gedanken an die schreckliche Zeit stellte Vizebürgermeisterin Andrea Wiesmüller klar, dass der Antisemitismus in unserer heutigen Gesellschaft keinen Platz finden darf und mit aller Härte bekämpft werden muss. Dr. Willy Weisz, der Vizepräsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, zeichnete ein ambivalentes Bild, dass sich die Zwettler von ihren jüdischen Mitbürgern im 19. und 20. Jahrhundert gemacht hätten. Daher begrüße er die Errichtung dieser Erinnerungsstätte. Der heute in den USA lebende Markus Kupferblum, der ausdrücklich die Gymnasiasten für ihr Engagement lobte, verwies in seiner beeindruckenden Rede darauf, dass diejenigen, die gegen Juden hetzen, auch die Freiheit, die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit abschaffen würden. Danach gab Prof. Friedel Moll, Zwettls Stadthistoriker, in eindrucksvollen Bildern den Namen der vertriebenen Zwettler Juden ein Gesicht.  Instrumental wurde die mehr als zwei Stunden dauernde Veranstaltung von zwei hervorragenden jüdischen Musikern (Klezmermusik) begleitet. Es war mir als Historiker eine besondere Ehre, dass ich persönlich durch den gesamten Programmablauf (inklusiver Einleitung und Schlussworte) führen durfte. Die drei Stelen sollten aber nicht nur Erinnerungsstätte, sondern auch für uns alle ein Mahnmal gegen jede Art von Ausgrenzung sein.

HR Dir. Mag. Wolfgang Steinbauer