/ Mai 22, 2022/ Aktuelles, unterwegs

Warum hamm wa Berlin jerne?

Nicht, dass wir jetzt schon den besonderen Dialekt dieser Stadt perfekt beherrschen würden. Aber jut, unser Waldviertlerisch brachte uns an die wichtigsten Stellen, um nach vier Tagen behaupten zu können: Et wa dufte!

Die Spuren von Friedrich, Wilhelm und wie sie alle hießen verfolgten wir durch deren Sommersitz in Potsdam, das Schloss Sansscouci und die umliegenden Gartenanlagen begeisterten uns trotz etwas hoher Temperaturen mit ihrer einzigartigen Architektur und Botanik. Kaiser und Könige neigen zu prunkvollen Bauten, um ihre Macht zu demonstrieren. Der Berliner Dom inklusive Lustgarten, das Berliner Schloss, das Humboldt-Forum, das Alte und das Neue Museum sowie das Flanieren auf der Prachtstraße Unter den Linden in der historischen Mitte der deutschen Hauptstadt versetzten uns ebenso zurück in diese Zeit. Ungefähr jeweils 20 Fotos vor dem allseits bekannten Brandenburger Tor für die Instagram-Profile durften natürlich nicht fehlen. Dat hätten wa im Kasten.

Zu Berlin gehören historisch gesehen auch die dunklen Seiten, die wir mittels informativer Führungen durch die Blindenwerkstatt Otto Weidt und das Zwangsarbeitslager Berlin Schöneweide in bleibender Erinnerung behalten werden. Die dort vor Augen geführten persönlichen Schicksale ließen uns noch lange über die schrecklichen Ereignisse zur Zeit des Nationalsozialismus nachdenken. Die 2711 Stelen des Holocaust-Denkmals zur Erinnerung an die ermordeten Juden Europas boten uns die Gelegenheit, unseren eigenen Interpretationen freien Lauf zu lassen, wie vom Künstler gewollt.

Eines lernten wir sofort: Berlin, das sind eigentlich zwei Städte. Verdeutlicht wird einem das einerseits durch die berühmte Berliner Mauer oder den Tränenpalast als Zeugnisse einer ehemals strikten Teilung in einen West- und Ostsektor. Andererseits muss man nur mit wachem Blick durch die Straßen in den verschiedenen Stadtteilen gehen und erkennt, dass hier zwei ganz unterschiedliche Mächte den jeweiligen Sektoren ihren Stempel aufdrückten. Die erschütternden Berichte von Zeitzeug:innen (also ehemaligen Häftlingen!) des einstigen „Stasi“-Gefängnisses und der jetzigen Gedenkstätte Berlin Hohenschönhausen ließen keinen Zweifel daran, dass die Diktatur der DDR ungewollten Meinungen mit großer Härte entgegentrat.

Tagsüber gab es für uns ein dichtes und lehrreiches Programm, abends konnten wir jedoch ausgiebig erleben, dass Berlin in der heutigen Zeit eine vielseitige und bunte Stadt ist, wo im Gegensatz zu früher alle Ansichten ihren Platz finden.

Deswegen ham wa Berlin jerne!

P.S.: Da war ja noch etwas …

Der Ausblick von der Kuppel des Reichtages blieb uns am letzten Tag verwehrt, so machten wir aus der Not eine Tugend. Mit Hauptstädten kannten wir uns bereits aus, jene unserer tschechischen Nachbarn lag passenderweise auf dem Heimweg und versprach allerhand Sehenswertes. Ahoj, Praha! Vom Hradschin mit seinem eindrucksvollen Veitsdom und dem Königspalast als Schauplatz des zweiten Prager Fenstersturzes aus ging es über die Karlsbrücke zum Altstädter Ring, wo wir unsere Schulveranstaltung bei einem gemeinsamen Spaziergang ausklingen ließen.

Mag. Daniel Mistelbauer
Mag. Monika Preis