/ Mai 13, 2025/ Aktuelles, Science

Für die 4. Klassen ein Versuch, wichtiger Ereignisse der österreichischen Zeit-Geschichte an besonderen Orten in Wien zu gedenken. 

Alles begann im Parlament, wo am 12.11.1918 die Republik Österreich ausgerufen wurde. Dort startete auch die Exkursion/ Zeitreise der 4. Klassen im heurigen Gedenkjahr.  Auf unserem Rundgang beschäftigten wir uns mit Themen wie Demokratie in Österreich, aber auch in der EU. Fragen wie „Welche Themen sind euch wichtig? Wie können junge Menschen an Demokratie teilhaben und mitwirken?“ richtete der Kulturvermittler an uns. Wir besichtigten den Plenarsaal, besonders beeindruckt waren wir vom historischen Reichsratssaal.  
Nach einer guten Stunde im Parlament gingen wir Richtung Innenstadt über den Heldenplatz, wo wir auf den Balkon, von wo aus Adolf Hitler den Anschluss seiner Heimat an das Deutsche Reich 1938 verkündete, hinaufblickten. Die meisten von uns kannten die entsprechenden Filmaufnahmen von diesem historischen Ereignis.  
Die vielen Informationen und Eindrücke begleiteten uns in unsere kurze Mittagspause, bevor wir in die Leopoldstadt überwechselten. Im Rahmen eines 2-stündigen Rundgangs versuchten unsere Kulturvermittler das Leben in diesem einst von vielen jüdischen Mitbürgern bewohnten Bezirk lebhaft zu schildern. Wir konnten teilweise noch Gebäude sehen, wo diese Menschen vor 1938 wohnten, arbeiteten und beteten. Die vier großen Säulen, Nachbauten der Originale der ehemaligen Synagoge, verdeutlichten eindringlich, wie die Nationalsozialisten mit großer Zerstörungswut gegen jüdische Einrichtungen vor allem ab 1938 vorgingen. Sog. „Stolpersteine“ erinnern an die traurigen Schicksale dieser Menschen. Vereinzelt begegneten wir jüdischen Mitbürgern, die wieder in diesen Stadtteil zurückgekehrt sind, auch an einer jüdischen Schule gingen wir vorbei. Die Kulturvermittler erzählten uns von den barbarischen Behandlungen der jüdischen Bevölkerung durch die Nazis, wir blieben an Stellen stehen, wo sog. „Reiberpartien“ stattgefunden hatten, wo jüdische Mitbürger die Straßen in demütigender Weise „reinigen“ mussten. 
Auf dem Heimweg nach Zwettl machten wir natürlich noch einen kurzen Stopp beim Schloss Belvedere und gingen durch diesen wunderbaren Park, von wo aus wir zum Balkon hinaufblicken konnten, von dem Außenminister Leopold Figl 1955 nach 10 Jahren Besatzungszeit durch die Alliierten verkündete: „Österreich ist frei!“ und dabei den Staatsvertrag der jubelnden Bevölkerung zeigte. Schlussendlich folgte die Zeit des Wiederaufbaus und 1995 erfolgte Österreichs Beitritt zur EU, dessen 30-jährige Wiederkehr ebenfalls heuer gefeiert wird. 

Mag. Maria Mayr, Mag. Elisabeth Oels

Im Anschluss noch einige Ausschnitte aus Schülerbeiträgen:

Staunend begaben wir uns in die prachtvolle Säulenhalle, wo 24 Säulen, die jeweils 16 Tonnen wiegen, bei der Erbauung des Parlaments aufgestellt worden waren. Zwei von diesen wurden während des zweiten Weltkriegs zerstört und anschließend wieder erneuert. (Isabel Mittermayr und Valentina Berger, 4A)

Danach gingen wir in den „Tintensaal“. Dieser Raum hat seinen Namen daher, dass früher dort mit Tinte geschrieben wurde (Protokolle). Der Saal ist mit viel Holz ausgestattet und wirkt sehr edel. Es gibt aber die Geschichte, dass bei hitzigen Auseinandersetzungen mit Tintenfässern geworfen wurde und daher der Name stammt.  (Nero Bichl, 4B)

Startpunkt unseres Rundgangs am Nachmittag war der Platz vor dem Nestroy-Hof. Dieses Gebäude gehörte früher einer jüdischen Frau namens Anna Stein. Doch 1938 wurde es ihr von den Nationalsozialisten weggenommen und „arisiert“. Danach wurde es an eine österreichische Familie weitergegeben, an Familie Polsterer. Nach dem Krieg wollte Anna Stein ihr Gebäude zurückhaben, doch das Einzige, das sie bekam, waren 3500 Schilling (ca. 250 €), obwohl das Gebäude viel mehr wert war. Anna Stein ist in den 1940er Jahren aus Wien nach New York geflüchtet und starb dort wenige Jahre später. Heute ist der Nestroy-Hof ein Theater, die Besitzer sind immer noch die Nachkommen der Familie Polsterer. 

(Chiara Redl, 4B)

Besonders eindrucksvoll war die ehemalige Leopoldstädter Tempel-Synagoge in der Tempelgasse, die während des Novemberpogroms 1938 niedergebrannt worden ist. Auch die sogenannten „Stolpersteine“, die an ermordete Juden erinnern, waren bedrückend. (Oliver Kring, 4A)

Am besten haben uns die vier rekonstruierten Säulen der abgebrannten Synagoge gefallen. Diese Säulen sollen die Größe der damaligen Synagoge zeigen. Dort, wo das übrige Gebäude gestanden hat, ist nun ein freier Platz als Andenken und Mahnmal. (Elija Raab und Maximilian Seidl, 4C)

Am Ende unserer Führung kamen wir zu einer Schule. Dort haben wir gehört, dass am Beginn des 2. Weltkrieges die Juden in den Schulen oft vernachlässigt und als minderwertig abgesondert wurden oder später sogar eine eigene „Judenschule“ besuchen mussten. (Konstantin Boden, 4B)